Interkulturelle Bildung beginnt mit Fragen
Wie nehme ich Menschen aus einer anderen Kultur/Gesellschaft/Generation/sozialen Gruppe wahr? Wie nehmen sie mich wahr? Wie sehr bin ich durch meine eigene Sozialisation geprägt und merke ich das überhaupt? Wie ist das bei den Anderen?
Eine offene Haltung und die Bereitschaft auch über die eigenen Erwartungen und deren Hintergrund nachzudenken, ist die Grundlage interkultureller Bildung. Sie ist die Basiskompetenz für einen respektvollen und erfolgreichen Umgang miteinander – auch wenn man sich zunächst fremd ist. Interkulturelle Bildung bedeutet nicht, dass man die Werte der anderen teilen muss. Ohnehin sind die Gesetze in Deutschland nicht verhandelbar. Aber offen zu fragen, ist der Anfang jeder Begegnung auf Augenhöhe. Wie sieht das in der Praxis aus? Wie kommuniziert man erfolgreich, auch wenn man viele Vorstellungen, Wahrnehmungen und Werte nicht teilt?
Der erste Schritt ist sicherlich, spezielles Wissen über diese Situationen zu haben. Dazu kommt die Erprobung interkultureller Kompetenzen in der sozialen Interaktion, in der die eigenen Vorstellungen, Wahrnehmungen und Routinen infrage gestellt werden. Das Nachdenken über etablierte, vielleicht liebgewonnene oder sogar bequeme Haltungen ergänzt solche Übungen, und dabei muss jede und jeder selbst überlegen, was einem wie wichtig ist. Wenn jede und jeder Einzelne mit seinen individuellen Vorkenntnissen und Fähigkeiten wahrgenommen und einbezogen wird, kann eine Begegnung entstehen, in der die Lernenden selbst einen Beitrag erarbeiten können. Was bringen die Lernenden mit, was können sie beitragen, wie können sie die Perspektive erweitern, welche Haltungen müssen sie für die Berufsqualifizierung erwerben?