Basiskurs BQS-A

„Berufsqualifizierende Sprache kompetent unterrichten“ (132 Stunden, 176 UE)


Dieser Kurs richtet sich an Sprachlehrkräfte mit einschlägiger Unterrichtserfahrung ohne akademischen DaF-/DaZ-Abschluss, die eine Basisqualifikation in der berufsqualifizierenden Sprachförderung erwerben möchten. Er umfasst, sofern er als Gesamtpaket belegt wird, acht Module zu je 12 bis 15 Stunden Bearbeitungszeit (insgesamt 102 Stunden) und eine bewertete praxisorientierte Abschlussarbeit (ca. 30 Stunden Arbeitsaufwand). Diese Module sind auch einzeln buchbar. Basiskurs BQS-A erbringt mit einem Gesamtumfang von 132 Stunden 4 ECTS-Punkte. 

Folgende Themenbereiche werden dabei im Einzelnen abgedeckt:

Viele Deutschlernende erwerben die Sprache für ihren (zukünftigen) Beruf. Sie benötigen dafür fach- und berufssprachliches, aber auch ein an elektronische Arbeitswerkzeuge angepasstes medienadäquates Wissen sowie digitale Kompetenzen. Um gezielt auf die Anforderungen dieser Lernenden eingehen zu können, thematisiert das Modul „Fach- und Berufssprachen“ die sprachlichen Mittel und Strukturen, die für Fach- und Berufssprachen typisch sind – bezogen auf ihre pragmatische Funktion – und zeigt, wie man diese optimal vermittelt.

Folgende Themenbereiche werden dabei im Einzelnen abgedeckt:

1. Grundlagen der Fach- und Berufssprachenforschung

  • Pragmatik der fach- und berufssprachlichen Kommunikation/Handlungsprinzipien: Wie handeln wir mit Sprache?

 

2. Linguistische Aspekte von Fach- und Berufssprachen

  • Lexikalische Eigenschaften von Fach- und Berufssprachen: Welche Rollen spielt der Wortschatz und wie vermittelt man ihn berufsspezifisch?
  • Grammatische Eigenschaften von Fach- und Berufssprachen: Welche Rollen spielt die Grammatik und wie vermittelt man sie berufsspezifisch?

 

3. Fach- und Berufssprachenvermittlung

  • Vermittlungsaspekte fach- und berufssprachlicher Kompetenzen: Wie sieht eine optimale Vermittlung von Berufs- und Fachsprachen aus, vor allem, wenn authentische (digitale) Werkzeuge mitgenutzt werden?

 

Theorie und Praxis sind keine Gegensätze. In einer fundierten Weiterbildung ergänzen sie sich. Zu einer qualitativ hochwertigen Sprachvermittlung gehören auch Grundkenntnisse in Lehr- und Lerntheorien, um einen ziellosen Übungsaktionismus, wie er verbreitet zu beobachten ist, zu vermeiden. Aus den Grundlagen lassen sich didaktische und methodische Konsequenzen für die berufsqualifizierende Sprachförderung ableiten. Das Modul „Didaktische Modelle und Prinzipien“ gibt einen Überblick über tradierte Methoden und hinterfragt deren Einsatzmöglichkeiten und heute noch häufige Anwendung bezüglich einer handlungs- und gebrauchsorientierten Vermittlung berufs- und fachsprachlicher Inhalte.

Folgende Themenbereiche werden dabei im Einzelnen abgedeckt:

1. Didaktik – vergleichende, kritische Betrachtung von didaktischen Modellen für die Sprachvermittlung

  • Historischer Überblick: Was hat sich bewährt, was geht häufig schief?
  • Konstruktivismus: Wie funktioniert selbstgesteuertes, kreatives und produktorientiertes Lernen?

 

2. Grammatikmodelle – Ausrichtung der Sprachvermittlung an gebrauchsbasierten Grammatikansätzen

  • Die verschiedenen Grammatikansätze: Welche Ansätze haben sich bewährt, was lässt sich daraus übernehmen?

 

3. Kompetenz-, Gebrauchs-, und Handlungsorientierung – Sprachvermittlung als Kompetenzvermittlung und Befähigung zum Handeln in konkreten Interaktionssituationen

  • Kompetenzorientierung: Was unterscheidet die Kompetenzorientierung didaktisch von der Inputorientierung?
  • Gebrauchsbasierung: Welche Folgen hat eine Sprachbetrachtung, die vom tatsächlichen Sprachgebrauch ausgeht?
  • Welche Rolle spielen dabei digitale Medien als Arbeits-, Lern- und Lehrwerkzeuge?

Mehrsprachigkeit und Migration sind keine Sonderfälle mehr, sondern bestimmen alle Berufe in (rapide) zunehmendem Maße (Fachkräftemangel, Internationalisierung, Anwerbung, Flucht etc.). Das Modul „Mehrsprachigkeit und Spracherwerb“ umfasst sich daher den Fragen, wie Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität den Arbeitsalltag, die Aus- und Weiterbildung und den Erwerb des Deutschen als Berufssprache bestimmen. Das Modul basiert auf der Erkenntnis, dass Mehrsprachigkeit kein Problem beim Spracherwerb sein muss, sondern in vielfältiger Weise als Brücke genutzt werden muss.

Daher thematisiert das Modul auch, wie Sprachen ungesteuert (natürlich) erworben werden und welche Prozesse hierbei durchlaufen werden, vor allem, wenn Weltwissen und Fachkenntnisse in anderen Sprachen erworben wurden und für den weiteren Erwerb vor allem von Wortschatz und konzeptuellem Wissen genutzt werden können.

Folgende Themenbereiche werden dabei im Einzelnen abgedeckt:

1. Mehrsprachigkeit – kulturelles Kapital und wertvolles Potenzial für die Sprachvermittlung

  • Kognitive Aspekte: Wie beeinflussen sich Sprache und Denkprozesse/Konzeptwissen?
  • Kommunikative Aspekte: Welche Funktionen können unterschiedliche Sprachen in der Kommunikation übernehmen und wie kann man diese in der beruflichen Sprachförderung nutzen (z. B. Mehrsprachigkeit in der Gastronomie, Pflege etc.)?
  • Mehrsprachigkeit und Migration: Wie mehrsprachig sind unsere Gesellschaften, wie entwickeln sie sich, welche Konsequenzen hat das für den Arbeitsmarkt, die Gesellschaft und das Bildungssystem?

 

2. Mehrsprachigkeit – Prozesse des Spracherwerbs

  • Prozesse des Spracherwerbs: Wie kommt der Mensch zu Sprachen?

 

Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Sprachen ist die Tatsache, dass nicht immer Standardsprache verwendet wird (verwendet werden darf), wenn Menschen miteinander kommunizieren: Je nach Region, Medien, Sprachgemeinschaft sowie sozialer Gruppe und situativem Rahmen können viele verschiedene Formen von Sprachvariation auftreten. Sprachvariation ist somit auf der sozialen und auf der individuellen Ebene als Komponente von Mehrsprachigkeit zu sehen („innere“ und „äußere“ Mehrsprachigkeit, Translanguaging etc.). Die digitalen Medien erweitern dieses Spektrum ständig durch neue Genres, wie Chats, Foren, E-Mails, Video-Konferenzen, Social Media etc.).

Das Modul „Sprachgebrauch und Sprachvariation“ konzentriert sich nicht nur auf Sprachkontaktphänomene (Code-Switching und Transfer), die bei der Interaktion zwischen zwei oder mehr Sprachen auftreten können, sondern geht beispielhaft auf verschiedene Varietäten des Deutschen ein und zeigt, wie die innere Mehrsprachigkeit von Lernenden sinnvoll für den Spracherwerb genutzt werden kann, vor allem in beruflichen Kontexten.

Folgende Themenbereiche werden dabei im Einzelnen abgedeckt:

1. Mehrsprachigkeit und Sprachgebrauch – Code-Switching, Transfer und Translanguaging als positive Phänomene im Spracherwerb

  • Code-Switching: Wann und warum treten Sprach- und Registerwechsel auf?
  • Transfer/Translanguaging: Wie lassen sich Transfers aus anderen Sprachen konstruktiv nutzen?

 

2. Sprachvariation – als soziales Werkzeug und als Teil des kognitiven Systems

  • Variation und Variabilität: Wie, wann und warum ändern sich Sprachen?

 

3. Sprachvariation und Kommunikation in mehrsprachigen Kontexten – die innere Mehrsprachigkeit der Lernenden für den Spracherwerb nutzen

  • Ethnolekte: Warum und wie entstehen migrantische Sprachformen, welche integrativen und exklusiven Funktionen haben sie und wie kann man sie sinnvoll in die Grammatikprogression einsetzen?
  • Kommunizieren mit Fremdsprachigen: Wie kommunizieren wir mit Fremdsprachigen und was kann man daraus für eine natürliche Didaktik lernen?

 

Sprache und ihr Erwerb sind nicht nur eng verbunden mit dem menschlichen Denken, sondern auch mit der Wahrnehmung und konkreten körperlichen Erfahrungen (zum Beispiel Raum- und Zeiterfahrung). Das Modul „Grundlagen der Kommunikation“ beschäftigt sich mit der symbolischen Funktion von Sprache, der damit verbundenen Entstehung von Bedeutung und zeigt, welche Konsequenzen sich daraus für Grammatik und Wortbildung ergeben.

Folgende Themenbereiche werden dabei im Einzelnen abgedeckt:

1. Einführung in die Grundlagen der Kommunikation als theoretische Basis für eine moderne, innovative Sprach- und Kulturvermittlung

  • Kommunikation als sprachliches Handeln: Was ist Sprache und entsteht wie Bedeutung?
  • Repräsentation von Bedeutung: Welche Rolle spielen mentale Konzepte in der Bedeutung und Grammatik von Sprachen und welche gravierenden Folgen hat das für eine moderne, mediengestützte Sprachvermittlung?
  • Sprachliche Bildhaftigkeit, bildhafte Sprache und multimediales Lernen: zur Rolle der Konzepte in der Sprache und im Spracherwerb und welche Möglichkeiten daraus für die Sprachvermittlung entstehen

 

2. Morphologie – Wie bilden sprachliche Strukturen mentale Konzepte ab?

  • Semantik, Grammatik und Wortbildung: Welche fundamentalen Rollen spielt die Bedeutung in der Grammatik und wie entstehen (neue) Wörter?
  • Wie lassen sich digitale Medien sinnvoll für die Vermittlung berufssprachlicher Strukturen nutzen (Apps, digitale Werkzeuge, Grammatik-Animationen etc.)?

 

Dieses Modul vermittelt wichtige Grundlagen des Unterrichtsmanagements, denn detaillierte Planung ist einer der wichtigsten Aspekte für den Erfolg der berufsqualifizierenden Sprachförderung, vor allem, wenn sie teilweise über Distanzen, autonome und auf berufliche Ziele sein soll. Es beschäftigt sich zunächst mit dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) und thematisiert, welche Aspekte für die Planung einer Unterrichtseinheit unter Berücksichtigung des sinnvollen Einsatzes digitaler Medien unbedingt berücksichtigt werden und welche Maßnahmen und Instrumente die Qualität der eigenen Lehrpraxis sichern und evaluieren.

Folgende Themenbereiche werden dabei im Einzelnen abgedeckt:

1. Curriculum-Design als Grundlage des Unterrichtsmanagements – Sprachvermittlung verwalten

  • Der gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen: Was bringt der GER, was bringt er nicht? Welche besonderen Aspekte der Berufe sind zu berücksichtigen? Welche Rolle spielt das konkrete Kursdesign und -management eines Bildungsträgers?

 

2. Planung einer Lehreinheit

  • Bestimmung und Ausformulierung von Lehr- und Lernzielen: Wie lassen sich realistische Ziele festlegen?
  • Aspekte der Unterrichtsplanung: Wie lassen sich Unterrichtseinheiten systematisch planen und umsetzen, welche digitalen Medien und elektronischen Instrumente sind hierfür sinnvoll und effektiv?

 

3. Qualitätsverfahren im Alltag – Evaluation und Verbesserung der eigenen Lehrpraxis

  • Maßnahmen der Qualitätssicherung: Wie lassen sich Lehr- und Lernqualität managen?
  • Instrumente für das Qualitätsmanagement: Welche Instrumente eignen sich für das Management im Team?

 

Lern- und Testaufgaben nehmen im Sprachenunterricht vielfältige Funktionen ein. Vermittelt wird in diesem Modul nicht nur, welche Lern- und Testaufgaben sich eignen, um die einzelnen Teilfertigkeiten (Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben) in beruflichen Kontexten zu bewerten. Es wird ebenfalls thematisiert, welche Fehlerarten es gibt und welchen didaktischen Mehrwert diese für die Sprachvermittlung haben können.

Folgende Themenbereiche werden dabei im Einzelnen abgedeckt:

1. Lern- und Testaufgaben für die Sprachförderung gestalten und sprachliche Leistungen bewerten

  • Sprachstandsdiagnose und Testaufgaben: Welche Aufgaben eignen sich fürs Testen?
  • Überprüfung der rezeptiven Fertigkeiten: Wie kann man Hören und Lesen auf verschiedenen Ebenen bewerten?
  • Überprüfung der produktiven Fertigkeiten: Wie kann man Schreiben und Sprechen auf verschiedenen Ebenen bewerten?

 

2. Fehlertypologie und -korrektur – der Umgang mit Fehlern in der berufsqualifizierenden Sprachförderung und ihr didaktischer Mehrwert

  • Fehlertypologie: Wie lassen sich Fehlerarten kategorisieren?

 

Dieses Modul befasst sich mit zentralen Themen der Unterrichtsmethodik: mit Methoden der Grammatikvermittlung, der Ausspracheschulung und den multimedialen Grundlagen des Lernens innerhalb der berufsqualifizierenden Sprachförderung. Ebenfalls thematisiert werden Lernstrategien und die Frage, wie man die Sprachvermittlung an den individuellen Interessen der Lernenden ausrichten kann.

Folgende Themenbereiche werden dabei im Einzelnen abgedeckt:

1. Methodik – methodische Aufbereitung der Sprachförderung nach kognitionswissenschaftlichen und handlungsdidaktischen Kriterien

  • Methoden der Grammatikvermittlung: Welche Methoden eignen sich für welche berufssprachlichen Lernziele?
  • Aussprachetraining: Welche Rolle spielt die Aussprache und wie lässt sie sich vermitteln?

 

2. Mediennutzung – sinnvoller Medieneinsatz in der berufsqualifizierenden Sprachförderung

  • Multimedialität und Spracherwerb: Was sind die Grundlagen mediengestützten Lernens?

 

3. Lernerorientierung – Ausrichtung der Sprachvermittlung an den individuellen Voraussetzungen, Interessen und Bedürfnissen der Lernenden

  • Lernvariablen und Lernstrategien: Wie „ticken“ Lernende, was sind effiziente Lernstrategien und wie lernt man sie?

 

Den Abschluss der Lehrkräftequalifizierung „Berufsqualifizierende Sprache kompetent unterrichten“ bildet die Erstellung einer praxisorientierten Sprachfördereinheit. Dabei soll neben der theoretischen wissenschaftlichen Begründung des ausgewählten Vermittlungskonzepts auch beispielhaft gezeigt werden, welches Material verwendet wurde, welche Medien eingesetzt werden sollen und wodurch dem Aspekt der Handlungsorientierung Rechnung getragen wurde. Die Arbeit sollte als Grundlage für ein Kurskonzept des Bildungsträgers/TN strukturiert sein, also unmittelbaren Praxisbezug für das künftige Sprachprogramm eines Trägers haben.

Wenn Sie an einem Modul oder einem kompletten Kurs teilnehmen möchten, Interesse an weiteren Informationsmaterialien oder Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Maria Theresia Franz-Götz: franz-goetz@daf.lmu.de.